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Zum Ende der Seite springen Weihnachtserinnerungen
Beiträge zu diesem Thema Autor Datum
 Weihnachtserinnerungen Doris 18.12.2023 00:53
 RE: Weihnachtserinnerungen Stilledernacht 19.12.2023 00:01

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Doris Doris ist weiblich
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Weihnachtserinnerungen Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Bald ist der Hl. Abend da, und ich hab mich mal erinnert an mein erstes Weihnachtsfest als junge Hausfrau und (Stief)Mutter .

Im September 1981 war ich zu meinem heutigen Mann gezogen und hatte mit einem Mal einen kompletten Haushalt mit allem, was dazugehört - inclusive zwei Stiefsöhnen im Alter von 8 und 9 Jahren.
Mit den Kids verstand ich mich gut, was aber nicht bedeutete, dass ich nicht das starke Bedürfnis verspürte, mich bei denen ordentlich einzuschleimen. Nicht, dass man am Ende noch als böse Stiefmutter dastand.

Frage: Was ist ganz hervorragend dafür geeignet, sich bei kleinen Kindern einzuschleimen?

Richtig! Das Weihnachtsfest, wo man nach Herzenslust all das schenken kann, was die kleinen Racker sich wünschen.

Ich beschloß, dass es ein wunderschönes Weihnachtsfest werden sollte. Eins, wie es in meiner Kindheit war - aber mit kleinen Verbesserungen.

Da war beispielsweise die Sache mit dem Seidenpapier. Fast 20 Jahre lang wurden bei uns die Weihnachtsgeschenke in dasselbe Papier eingepackt. In Seidenpapier, das nicht zugeklebt wurde, so dass man es nach vorsichtigem Auspacken und eifrigem Glätten das Jahr über aufgehoben hatte, um es immer wieder zu verwenden.
Nach Beginn der Bescherung bekam jeder reihum ein Geschenk ausgehändigt und durfte es vorsichtig -gaaaanz vorsichtig!!! - öffnen.


Nein - das wollte ich nicht haben. Ich wollte buntes, fröhliches Papier haben, das zugeklebt, und dann einfach aufgerissen und danach weggeworfen wurde.

Auch den Ablauf meiner Heiligen Abende als Kind wollte ich revolutionieren.
Erst wurde gebadet, dann fuhren meine Eltern auf den Friedhof, während ich zu Hause Fernsehen guckte, dann wurden Würstchen mit Brezen gegessen (lecker...sehr sehr schön!) , und dann war Bescherung.

Problem: Mein Vater war ein guter Esser, und er aß so lange, bis die letzte Wurst vertilgt war.
Während ich auf glühenden Kohlen saß, weil meine Geschenke im Wohnzimmer darauf warteten, ausgepackt zu werden. Fast konnte ich ihr flehentliches Rufen hören. "Pack uns aus! Pack uns aus!"
Aber ein wenig konnte ich meinen Vater auch verstehen, denn so langsam, wie wir die Geschenke auspackten, bestand die Gefahr, dass man noch vor Ende der Bescherung verhungerte.

Nein - das ging gar nicht, und bei MEINEM Weihnachtsfest würde man erst nach der Bescherung die traditionellen, sehr leckeren Würstchen essen. Auch auf das Bad würde bei mir verzichtet werden - und auf den Friedhofsbesuch sowieso. Letzteres schon mangels Grabstätte. Und das Bad war auch unnötig, denn alles roch so gut nach Tannenduft und Honigkerzen. Da nahm man andere Gerüche gar nicht mehr wahr.

So hatte ich also ganz klare Pläne für mein allererstes eigenes Weihnachtsfest.

25. Dezember 1981

Da die Buben den Heiligen Abend bei der Mama verbracht hatten, wurde er bei uns kurzerhand am nächsten Tag nachgefeiert.
Am frühen Nachmittag holten wir sie ab, und machten anschließend gleich einen schönen, langen Weihnachtsspaziergang mit Hunden und Kindern. Herrlich. So musste ein Heiliger Abend beginnen.
Dieses Glücksgefühl ließ mich auch den kleinen Wermutstropfen vergessen, der mich heimsuchte in Form des Verzichts auf meine geliebten Hl.-Abend-Würstchen. In dieser Familie mochte niemand am Hl. Abend Würstchen essen.

Für mich war das unfassbar - ein Sakrileg.

Stattdessen war Fondue gewünscht. Nach der Bescherung.

Fand ich nicht gut.

Da die Bescherung von mir für 18 Uhr geplant war und zwei Stunden andauern sollte -so lange würde es dauern, bis jeder reihum gemütlich die zahlreichen Geschenke geöffnet hatte -, würde es ja reichlich spät werden für ein Fondue.
Aber egal. Ich hatte jetzt eine junge Fanilie, und da musste man Zugeständnisse machen. Das war mir klar - und da war ich auch sehr großzügig und tolerant. Dann aßen wir eben um 20 Uhr. Passte auch.

Dann kam die Bescherung.

Und sie war im wahrsten Sinne des Wortes eine.

Jedenfalls für mich.

Die Kinder stürmten in das Zimmer, stürzten sich auf die Päckchen, rissen wie wilde Tiere das Papier auf - und nach drei Minuten war alles erledigt.

Bescherung vorbei.

Wie gut, dass ich kein Seidenpapier verwendet hatte.
Wenigstens brauchte ich mir um den Beginn des Weihnachtsessens keine Gedanken mehr machen.


24. Dezember 1982

Mein erstes Weihnachtsfest als Ehefrau.

Mit gefestigter Stellung im neuen Haushalt und zwei mich mögenden Stiefsöhnen, bei denen ich mich nicht mehr einschleimen musste.

Diesmal waren sie bereits am Hl. Abend bei uns, und diesmal musste ich mich nicht mehr beliebt machen. Alles war klar - man würde nach meiner Pfeife tanzen.

Okay - die Würstchen gab es nicht. Es blieb beim Fondue. Man muss einfach in der Lage sein, einzusehen, wenn man ein Spiel verloren hat.
Aber ein Auspack-Desaster würde es diesmal nicht geben, denn ich hatte mir was richtig Tolles ausgedacht, was den Auspack-Vandalismus unterbinden und wunderschönes, gesittetes Auspacken gewährleisten würde.
Meinen nunmehr Ehemann konnte ich für meinen Plan gewinnen, weil es diesmal eine besondere Herausforderung gab: Jedes Kind sollte einen eigenen Computer bekommen.
Die Dinger waren damals ja groß im Kommen, und da Manfred Programmierer war, war es klar, dass die Söhne bei den ersten Kindern dabei waren, die einen Computer bekommen sollten.
Eigentlich hätten wir ihnen gerne einen Commodore C 64 gekauft, den dann beide benutzen sollten. Aber da die Jungs Todfeinde waren, hätte es nach kurzer Zeit Unstimmigkeiten bis hin zu Körperverletzungen gegeben.
Deshalb bekam jeder einen eigenen TI 99 4 A.
Auch nicht schlecht.
Allerdings musste man beim Beschenken klug vorgehen, denn sonst hätten die anderen Geschenke in Form von Legos, Puzzles, Büchern und was man sonst noch so unter den Baum legte, keinerlei Beachtung mehr gefunden.

Also legten wir für jedes Kind eine "Geschenkemeile" an.

Die Geschenke lagen in einer Reihe, und zwischen jedem Geschenk war eine Aufgabe, die sie lösen mussten, bevor sie das nächste Geschenk auspacken durften. Ein Glas O-Saft trinken, zehn Gummibärchen naschen, ein Duplo naschen, eine Rechenaufgabe lösen.
Leider ahnten die Kinder, was sich in den großen Paketen am Ende der Geschenkestraßen befand.
Die Beschreibung dessen, was dann folgte, erspare ich uns. Es löst heute noch ein Fress-Trink-Rätsel-Rechnen-Auspack-Trauma in mir aus.
Nur so viel - unser Fondue wurde nicht erst um 20 Uhr verspeist, und es wurde noch nie ein Fondue so schnell beendet wie dieses, zu dessen Ende die Beschäftigung mit den neuen Computern lockte.


Die folgenden Weihnachtsfeste sind nicht mehr erwähnenswert.
Ich hatte gelernt, dass man zu Hl. Abend keine Würstchen isst, und dass Geschenke sehr schnell ausgepackt werden.

Aber immerhin hatte ich das Baden, die Friedhofsbesuche und das Essen vor der Bescherung abgeschafft.



Und nun hab ich noch ein paar Fotos für euch, die aus der Zeit stammen, von der die Geschichte erzählt.
Leider hab ich damals noch nicht fotografiert und gefilmt. Die paar Bilder, die entstanden sind, sind einzelne Schnappschüsse. Und leider war dann auch noch der Film beschädigt, so dass die Fotos lauter Flecken haben.
Das Auspacken der Geschenke, bei dem Aufgaben gelöst werden mussten, hätte einen wirklich super schönen Film ergeben. lach6












Man beachte Andres skeptischen Blick, ob das Geschenk des Bruders evtl. wertvoller ist als das eigene.....



Doris´s Signatur Liebe Grüsse - Doris straussklein

18.12.2023 00:53 Doris ist offline E-Mail an Doris senden Beiträge von Doris suchen Nehmen Sie Doris in Ihre Freundesliste auf
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VielenDank für deine so liebevoll und toll beschriebenen Weihnachtserinnerungen und den aussagekräftifen Fotos dazu.
Einfach herrlich zu lesen.
19.12.2023 00:01 Stilledernacht ist online E-Mail an Stilledernacht senden Beiträge von Stilledernacht suchen Nehmen Sie Stilledernacht in Ihre Freundesliste auf
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